Dörfer

Die Herausforderungen sind größer denn je: Die Lebenswirklichkeit in den ländlichen Räumen hat sich in den zurückliegenden Jahren stark gewandelt. Fortschreitender demografischer, technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wandel stellen neue Herausforderungen dar.

Für die Menschen in vielen Dörfern ist es oft ein Problem, die einfachsten Produkte des täglichen Bedarfs zu bekommen. Wer nicht mobil ist, ist auf Hilfe anderer angewiesen.

Unsere Antwort auf diese Herausforderungen hat im Dorf Remmesweiler ihren Anfang genommen: Seit Anfang 2015 hat das 900-Seelen-Dorf Remmesweiler keine Einkaufsmöglichkeiten und damit auch keine Treffpunkte mehr. Im Dorf gibt es eine sehr rege Vereinsgemeinschaft und das Ehrenamt wird Groß geschrieben. Nachbarschaftliches Denken, unkompliziertes Kümmern und gemeinschaftliche Verantwortung gehören zum Alltag im Dorf. So war es nicht so schwierig, mithilfe des Ehrenamtes und der motivierten Menschen in Remmesweiler unseren Lösungsansatz gemeinsam zu entwickeln. Es ging dabei nicht nur darum, die Nahversorgung in den Dörfern sicher zu stellen. Vielmehr ging es uns auch darum den Dörfern soziale Kommunikationsorte zurückgeben bzw. wieder neu beleben. Heute treffen sich die „Remmesweiler“ jeden Donnerstagvormittag zum gemeinschaftlichen Dorffrühstück. Dieses Frühstück wird von der Vereinsgemeinschaft organisiert. Hier finden das wunderschöne soziale Leben im Dorf statt. Hier gibt es: „maije, sprooche unn schwäddse“. Hier werden auch die bestellten Artikel des täglichen Bedarfs angeliefert. Und hier können die weniger digitale affinen Menschen mithilfe der Dorfcoaches Bestellungen für die Lieferung zur folgenden Woche aufgeben.

Die Dorfcoaches spielen in Remmesweiler und in den anderen teilnehmenden Dörfern eine ganz entscheidende Rolle. Sie unterstützen bei den Bestellungen. Sie kontrollieren die Anlieferungen auf Vollständigkeit, achten auf die Einhaltung der Hygienevorschriften und sind für die Menschen in den Dörfern hoch geschätzte Kümmerer.   

Stimmen aus den Dörfern

Alfred Kaufmann

Ortsvorsteher von Mosberg-Richweiler

Wir sind sehr froh darüber, dass wir in unserem kleinen Dorf mit ungefähr 380 Einwohnern die Möglichkeit erhalten haben, uns zum Ende des letzten Jahres dem ‚LokalKiste-Projekt‘ anschließen zu können. In Mosberg-Richweiler gibt es seit über 20 Jahren kein Lebensmittelgeschäft mehr. Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist nicht die allerbeste und das ohnehin dünne Angebot wird zudem nur sehr wenig in Anspruch.

Es gab in den letzten Jahren zwar immer wieder Überlegungen, einen wie auch immer gearteten Dorfladen einzurichten, die aber aus den verschiedensten Gründen nie realisiert wurden und jeweils schon im Vorfeld scheiterten. Nicht zuletzt die Coronakrise hat uns die Schwierigkeiten bei der Versorgung der Dorfbevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern und Waren nochmals verstärkt vor Augen geführt. Allerdings hat sich dabei auch gezeigt, dass das soziale Netz in unserem Dorf noch ein relativ intaktes ist. So gab es z.B. beim ersten Lockdown in der im Moment grassierenden Pandemie zwar gleich genügend freiwillige ‚Einkaufshelfer‘ für ältere Mitbürger, aber fast niemand, der diese vom Ortsrat organisierte Hilfe auch in Anspruch genommen hat oder nehmen wollte, da augenscheinlich die familiäre und nachbarschaftliche Selbsthilfe noch sehr gut funktioniert.   

So waren wir bei der Einführung von ‚Lokalkiste‘ in Mosberg Ende November 2020 nicht unbedingt überrascht darüber, dass Interesse und Zuspruch an dem Projekt vor allem bei jungen Familien auf fruchtbaren Boden fiel und bisher noch wenig Anklang bei älteren Mitbürgern fand. Wir haben in Mosberg erfreulicherweise überdurchschnittlich viele junge Menschen, die ihre Zukunft hier im Dorf sehen und sich hier eine Existenz aufbauen wollen. In der Regel sind diese jungen Paare beide berufstätig. Diese erleben die Möglichkeit, digital regionale, preiswerte und qualitativ gute Produkte einkaufen zu können offensichtlich als große Erleichterung und Zeitersparnis.

Wir hoffen, dass wir zukünftig auch noch zunehmend ältere Mitbürger von den Vorteilen von LokalKiste überzeugen können. Da im Lockdown unser Dorfgemeinschaftshaus geschlossen ist und nur zum Verteilen der Ware benützt werden darf, fällt derzeit leider auch ein wesentlicher Faktor des Projektes fast ganz weg, dass das Verteilen der gelieferten Ware auch noch zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt in Anspruch genommen werden kann. Wir sind davon überzeugt, dass diese Möglichkeit den Anreiz von LokalKiste zukünftig in unserem Dorf noch wesentlich erhöhen wird.